Getanzte Freude am Gegenüber

Die 10. Klasse der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland hat auch 2024 in dem integrativen HUMAN- Tanzprojekt zusammen mit den Betreuten des Wagenburg-Hofes mitgewirkt. Auch tanzten Studentinnen aus der Heilpädagogischen Hochschule Zürich mit. Insgesamt waren standen 31 Teilnehmende auf der Bühne.

Eine ganze Woche wurde intensiv geprobt in der Schule. Die beiden Choreographen waren sehr offen, warmherzig und geduldig. Es war sofort spürbar, dass sie nicht zum ersten Mal ein solches Projekt durchführten. Jeden Morgen gab es erstmal ein Warm- Up und dann ging es weiter mit der Choreographie. Die ersten zwei Tage probte die 10. Klasse und die Studentinnen gemeinsam. Dies, weil es wichtig war, dass die Teilnehmenden die Choreographie bereits kannten, bevor dann für die kommenden Tage die Betreuten dazu kamen. Die ersten beiden Tage waren streng; viel Neues, viel auswendig lernen der Bewegungsabläufe, den eigenen Körper nochmals ganz anders kennen lernen. Trotzdem war eine Freude zu spüren und einen gewissen Ehrgeiz, den Tanz dereinst zu beherrschen. Als dann die Betreuten am dritten Tag zu den Proben dazu kamen, hellte die Stimmung nochmals auf. Diese Freude, diese Liebe und Interesse am Gegenüber, welche die Betreuten ausstrahlten, wirkten sofort auf die ganze Gruppe. Mal half sich, übte gemeinsam und es wurde viel gelacht. Es herrschte insgesamt eine Stimmung der Müdigkeit und Überforderung und gleichzeitig eine Leichtigkeit und Freude.

Es war erstaunlich zu erleben, wie viel Fähigkeiten sich die Teilnehmenden innerhalb einer Woche erarbeiteten. Zur Aufführung kam das Stück in der zweiten Septemberwoche in der Rudolf Steiner Schule Wetzikon und am nächsten Tag auf der Goetheanum Bühne in Dornach, im Rahmen der heilpädagogischen Tagung. Die beiden Aufführungen waren beim Publikum ein grosser Erfolg und alle Beteiligten fanden es schade und traurig, als das Projekt zu Ende war.

Anna-Giulia Risso

 

Beeindruckendes Theater: «Die Physiker*innen» frei nach Ideen der 12. Klasse

Die Vorgaben der Schüler*innen und ihrem Regisseur beim diesjährigen 12.-Klass-Theater waren vielfältig und deshalb nicht einfach unter einen Hut zu bringen. Die Klasse wollte ein klassisches Theater aufführen. Regisseur Kristian Trafelet forderte die zusätzliche Integration eines die Schüler*innen aktuell umtreibendes Thema. Und die Umsetzung sollte verschiedene Kunst-Disziplinen umfassen. Erarbeitet haben die knapp 20 Mitwirkenden und ihr Regisseur in der Folge das Dürrenmatt-Stück «Die Physiker», meta-thematisch aufgeladen mit dem Aspekt «Krieg» und umgesetzt mit Theaterspiel, Tanz und Musik.

Aus SuS-eigener Feder stammte die Anfangssequenz mit einem Streitgespräch zwischen zwei Schweizer Politikern. Engagiert verhandelt wurde, wie sich die Schweiz in den aktuell kriegerischen Zeiten zu positionieren habe. Mit Schattenspiel, Trommelmusik und einer Tanzeinlage leitete man über zur ersten Theater-Szene und hatte damit das Thema «Krieg» raffiniert dem Grundthema des Originalstücks beiseitegestellt: Die Wissenschaft und deren Erkenntnisse als Basis für die Herstellung von zerstörerischem Kriegsmaterial.

Das folgende Vexierspiel in der Irrenanstalt mit laufend wechselnden Identitäten der Wissenschaftler*innen war mit kreativem Bühnenbild, passenden Masken und Kostümen und ausgefallenen Requisiten umgesetzt. Beutler alias Newton alias Kilton beispielsweise spielte im Hintergrund permanent Schach in einer Badewanne. Die Einzelperson Möbius wurde von zwei Personen gespielt, um dessen Schizophrenie zu betonen. Humorvoll auch der Einfall, dass dem «doppelten Möbius» in seinem Wahn regelmässig die Person Rudolf Steiners erscheint. Szenisch einfallsreich dann der Würgemord an Schwester Monika mit einem langen weissen Band und umrahmt von der Musik des Film-Klassikers «Love Story». Eigentliche Kunstwerke waren zudem diverse Frisuren oder Perücken der Protagonistinnen: Hochtoupiert, mit farbigen Haarrollen gezähmt oder wild spriessend, um die Irre der entsprechenden Gedankenwelten abzubilden. Hier zeigte sich eindrücklich die professionelle Unterstützung der ehemaligen Schülerin und Maskenbildnerin Nora Hess. Ganz dem gender-gerechten Titel folgend auch, die geschlechtlichen Variationen verschiedener Figuren: Schwester Monika wurde von einem männlichen Jugendlichen gespielt, während Newton oder der «zweite» Möbius weiblich waren.

Die sprachlichen und handfesten Auseinandersetzungen der Wissenschaftler, wer zu welchem Nutzen oder in wessen Auftrag nun die zur Weltherrschaft führende «Weltformel» gefunden hat, wurde von allen Beteiligten beeindruckend textsicher gespielt. Jede Hauptfigur und deren szenische Entwicklung war dabei nachvollziehbar: Der einmal mürrische, dann aufgeräumte Kommissar, die verliebte Pflegerin, die wahnhaft-egozentirischen Wissenschaftler, die gutmeinende Ex-Frau Möbius, die hinterlistige Oberärztin.

Nach einer weiteren Tanzeinlage mit harter Techno-Musik, entpuppte sich die Oberärztin im Bühnennebel als grosse Manipulatorin und wahre «Böse». Derselbe Tanz wie zu Anfang beschloss das 80-minütige Abschlusstheater der 12. Klasse. Es zeigte wenig hoffnungsvoll die Menschheit als der Wissenschaft und dem Krieg ausgelieferte, geknechtete Masse. Das Publikum bedankte sich mit tosendem Applaus, «standing ovations» und einer entsprechend grosszügigen Äufnung der Kollekten-Körbe.

Andreas Leisi

Sprach-Austausch auf dem Röstigraben – Siebtklass-Lager im Mai 2024

Das Ziel, welches die Französischlehrerin Anaël Solat anstrebt, ist ambitioniert: Schülerinnen und Schüler der RSSZO sollen einen neuen Zugang zur Fremdsprache Französisch bekommen. Dafür organisierte die aus Genf stammende Lehrerin in einem ersten Schritt gemeinsam mit der Genfer Rudolf Steiner Schule ein Austauschlager. Rund fünfzig Siebtklässlerinnen und -klässler der beiden Schulen verbrachten Mitte Mai zusammen eine Woche am Neuenburgersee. Dort übten sich die SuS in stets durchmischten Gruppen unter Aufsicht von insgesamt fünf Erwachsenen aus Genf und aus Wetzikon in Sprachspielen, Bühnendarbietungen und diversen Sportarten. Die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungssystem Movetia unterstützte das Projekt mit über 4000.- Franken.

«Wir waren uns vor dem Lager der Risiken bewusst. Nach einem ersten Briefaustausch und dem Sichten von Klassenfotos war unsere siebte Klasse erst skeptisch. Die Genfer seien schon etwas <komisch>, hiess es. Zudem waren fast alle SuS beider Seiten noch nie in der anderen Sprachregion gewesen und das Erlernen von Französisch wie auch von Deutsch ist allgemein nicht sehr beliebt – viele Schülerinnen und Schüler lernen lieber Englisch. Mit dem Lager wollten wir den Klassen aber nicht nur die andere Sprache näherbringen, sondern die Schülerinnen und Schüler auch für die andere Kultur interessieren. Als kommunikative Einstiegshilfe haben wir den SuS ein kleines Wörterbuch mit täglich oft verwendeten Wörtern mitgegeben. Mit dem Bezug der Zimmer, in denen immer hälftig Deutschschweizer und Welsche untergebracht waren, begann das gegenseitige Beschnuppern. Die beiden Schülergruppen parlierten zwar anfangs oft auf Englisch, bei ersten gemeinsamen Gruppenspielen dominierte dann aber immer mehr der gewünschte Austausch in Französisch und Deutsch. Besonders schön war für mich, als bei einem Basketballspiel Mitte Woche eine Schülerin der RSSZO den Ball bei ihrer Deutschschweizer Mitschülerin mit «ici!» einforderte. Das zeigte mir, dass die andere Sprache bereits spontan verwendet wurde. Den Höhepunkt des sprachlichen Austausches erreichten die SuS dann bei einer Einübung und Präsentation von Theatersketchen in der Fremdsprache. Die Resultate bezüglich sprachlichen Ausdrucks und mimischer Darstellung haben uns Lehrkräfte sehr beeindruckt. Faszinierend zu beobachten war auch, wie sich einzelne Aspekte der sozialen Verhaltensweisen entwickelten. Die Genfer sind im Umgang untereinander sehr respektvoll, während unsere Schülerinnen und Schüler manchmal laut und wild miteinander reden. An Aufgabenstellungen gingen die welschen Schülerinnen und Schüler sehr strukturiert heran, die Wetzikerinnen und Wetziker dagegen pflegen einen eher chaotisch-kreativen Lösungsstil. Während der Lagerwoche lernten unsere Schülerinnen und Schüler dann beispielsweise, dass Struktur und gute Organisation beim Sport zu besseren Resultaten führen. Die Genfer ihrerseits lernten die Vorteile eines Brainstormings vor den konkreten Lösungsschritten schätzen.

Ansonsten war die Lagerwoche mehr oder weniger normal: Die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler redeten über Dinge, die in diesem Alter beschäftigen. Beim Fussball waren zwei Armbrüche zu beklagen und auf der Jungs-Toilette ging beim Herumtollen eine Wand in Brüche. Positiv überrascht war ich, dass ab 22.30 Uhr die Nachtruhe von allen eingehalten wurde. So habe auch ich die ganze Woche gut geschlafen.»

Anaël Solat, Französischlehrerin der RSSZO (aufgezeichnet von Andreas Leisi)

Einblicke in das Schulleben

Die 12. Klasse organisierte am 24. November 2023 einen Abend zum Geniessen.

Charity-Abend-12. Klasse (.mov)

Die Musikschule Zürcher Oberland und die RSSZO, unter der Leitung von Deborah Furrer, entführten die Besucher am Familienkonzert des Musikforums Wetzikon 2023, auf eine musikalische Reise.

Wetziker Musiknacht 2023 (.mp4)

Die Oberstufe präsentierte ihre Eurythmische Arbeit als Gesamtwerk im Saal der RSSZO.

Eurythmieabschluss der Oberstufe 2023 (.mp4)

Maturafeier mit externem Grusswort und vielen Blumen

Am Freitag 8. September feierte unsere Schule die fünf Absolventinnen und den Absolventen des ersten Vorbereitungskurses zur schweizerischen Matura. Im mit Eltern, Lehrkräften und Schüler*innen gut gefüllten grossen Saal begrüsste Co-Schulleiter Lukas Wunderlich die Anwesenden und war sichtlich stolz auf den hundertprozentigen Erfolg dieses erstmals durchgeführten Kurses.

Zwei Grussworte eröffneten die Feier: Joachim Meissner von der Wetziker Schulpflege gratulierte, indem er die Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland als wertvollen Teil der reichhaltigen Wetziker Bildungslandschaft einstufte und die anstehenden Veränderungen im Bildungswesen als gemeinsame Aufgabe mit positiver Herangehensweise bezeichnete. „Die Staatsschulen können von den Ansätzen der Rudolf Steiner Schule lernen. Aber auch wir haben beispielsweise bezüglich Inklusion grosse Fortschritte gemacht.“

Heinz Brodbeck, Vorstandsmitglied der Rudolf Steiner Schulen Schweiz, beschwor in seiner sprachlich feinen, mit humorvollen Farbtupfern angereicherten Rede den Pioniergeist jener, die gegen den Strom schwimmen. Er wünschte den Gefeierten Mut und Durchhaltewillen beim Erreichen ihrer Lebensziele. „Bleiben Sie Schüler*innen, fordern Sie uns Erwachsene weiterhin heraus, gestalten Sie Ihre Zukunft und gehen Sie die Dinge mit Leidenschaft und Risikobereitschaft an.“ Und er beschloss sein Grusswort mit den Worten: „Make a difference, but keep it real, man. Are you ready for it?“

Lukas Wunderlich überreichte zuerst den am Vorbereitungskurs beteiligten Lehrkräften, insbesondere Vera Putman als Kursleiterin je einen grossen, bunten Blumenstrauss. Danach empfingen Smilla, Sebastian, Charlotte, Léonie, Ira und Johanna unter tosendem Applaus die blumigen Glückwünsche zu ihrem Erfolg. Die fünfte Klasse gratulierte kurz in musikalischer Form, bevor man im Foyer die Abschlussarbeiten in bildnerischer Gestaltung der Abschlussklasse bewundern konnte. Die ausgestellten Bilder zeigten in dieser Disziplin eindrücklich das hohe Niveau dieser ersten Abschlussklasse zur schweizerischen Matura.

Andreas Leisi

Maturfeier am 8. September 2023

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Anspruchsvolle Tango-Messe stimmlich hervorragend gemeistert

„Zuerst hätten wir uns etwas Moderneres gewünscht“, sagte der 12.-Klässler Nicolai von Deschwanden im Vorfeld der beiden Aufführungen des Chors der Oberstufe, auf welche sich die über 60 Schüler*innen ein halbes Jahr vorbereitet hatten. Das Programmheft erläutert die Stückwahl von Martín Palmeris „Misa tango“ pädagogisch: Um die mitteleuropäische klassische Musiktradition kennen zu lernen, führe kein Weg an der musikalischen Gattung der Messe vorbei. Die gewählte Tango-Messe eigne sich zudem in besonderer Weise mit schmachtenden Melodien und mit rhythmischer Prägnanz, das in der Historie zentrale Göttliche darzustellen. Und so führte die musikalische Leiterin Franziska Baumgartner die Stimmen des Chors der Oberstufe und des Elternchors mit der musikalischen Vorgabe zusammen. Das Ergebnis: Beeindruckend. An den beiden Konzerten Ende März im grossen Saal in Wetzikon und in der reformierten Kirche Uster kamen die insgesamt knapp 500 Besucher*innen in einen einerseits harmonisch geprägten und andererseits rhythmisch aufgeladenen Musikgenuss, präzis getaktet und musikalisch umrahmt vom Ensemble KulturPlatz Wetzikon. Die einzelnen Stimmlagengruppen interagierten musikalisch laufend parallel und divergierend. Dabei grenzten sie sich rhythmisch präzise ab. Dieser musikalische Dialog war zentral und abgesehen von anfänglich leicht verschwommenen Übergängen, nahm er im Laufe der Konzerte immer mehr Fahrt auf und füllte die akustisch hervorragenden Klangräume mit starker Intensität. Dies bedingte eine hohe Disziplin der jungen Stimmträger*innen, die selbstsicher auftraten, angetan in textilem Schwarz mit einzelnen roten Farbtupfern. Mit Hilfe der persönlichen Notenbücher und der präzisen Dirigierleistung der musikalischen Leiterin, ersangen sich die Schüler*innen ein beeindruckendes Niveau, indem sie rhythmisch komplexe Stellen konzentriert meisterten und die harmonischen Passagen mit der notwendigen Gefühlsdimension anreicherten. Inhaltlich finalisierten die Konzerte für die heutige, leider auch kriegerische Zeit, passend mit dem intensiven Friedensruf „dona nobis pacem“. Der Applaus des Publikums war dem Gezeigten und Gehörten entsprechend: Minutenlange stehende Ovationen, anhaltendes Klatschen, Blumengrüsse an Leitung, Solist*innen und Musiker*innen, lachende Beglückwünschungen, anerkennende Dankensworte.

Andreas Leisi

Farbenfroher Frühlingsmarkt in windigem April-Wetter

Der Frühlingsmarkt gab sich dieses Jahr formal eher bescheiden. Das April-Wetter mit starkem Wind und peitschenden Regenschauern sorgte dafür, dass sich die Verkaufsstände unter die Dächer rund um den Pausenplatz zurückziehen mussten. Qualitativ jedoch konnten die Besucher*innen aus dem Füllhorn schöpfen – und vor allem auch Schüler*innen-Arbeiten bestaunen und natürlich käuflich erwerben: Selbst gemachter Käse (Produktname „Goldschatz“), schön gestaltetes Porzellangeschirr und farbenfroh zusammengestellte Osternester mit selbst modulierten Osterhasen. Dazu gab es ein breites Angebot an Steinen, von Schuleltern gebackenes Brot oder die mittlerweile Kultstatus geniessenden Zwerge mit einer neuen „Kollektion“.

Zudem konnten die Besucher*innen an einem von Schüler*innen betriebenen Stand ein professionelles Foto-Portrait von sich schiessen lassen, inklusive Mail-Versand. Beim Kinderkonzert im kleinen Saal umrahmten die Abenteuer des orangen Fabeltiers „Firlifant“ die dargebrachten Kinderlieder. Instrumental begleitet von einem Quartett von Schuleltern mit Klangschalen, einer iranischen Trommel und einer Flöte, Gitarre und Bass wurden die Kinder auch mittel mitgebrachten Rasseln oder Rhythmusstöcken animiert, dem Konzerterlebnis eine eigene Note zu verleihen. Für das leibliche Wohl am Markt sorgte ein Bratwurst-Stand, Kaffee und Kuchen und die im Vergleich zu anderen Jahren eher kleinere Besucher*innen-Zahl machte den Markt mit regem sozialen Austausch, aktiver Teilnahme und kreativer Energie trotzdem zu einem farbigen Empfangsakt des diesjährigen Frühlings.

Andreas Leisi

Oberstufentag zum Thema „Energie“

Am Freitag, 10. März fand der Oberstufentag zum Thema „Energie“ statt. Die knapp 100 Schüler*innen liessen sich zu Beginn vom Greenpeace-Klimaspezialisten und Umweltnaturwissenschaftler Georg Klingler auf das Thema einstimmen. Der Vortrag beeindruckte mit Zahlen, welche die Dringlichkeit des weltweiten Klimaschutzes untermauerten und aufzeigten, dass die Schweiz noch sehr weit von den ratifizierten Klimazielen entfernt ist. Gleichzeitig appellierte Klingler immer wieder an die Notwendigkeit, das Thema differenziert anzugehen. Aussagen wie jener, dass nur ein kleiner Teil der Menschheit Flugzeuge nutzt und damit dem Klima schadet, verwies auf die grosse Verantwortung der Industrieländer und damit auch der Schweiz, dringend mehr für die Reduzierung der Emissionen zu tun. Und zwar durch ressourcenschonenden Konsum, energiesparendes Alltagsverhalten oder die Ernährungsumstellung. Anhand der Ernährung zeigte Klingler die notwendige differenzierte Sichtweise auf: Wie isst man nun am besten? Weniger Fleisch, nur Bio-Fleisch, vegetarisch oder gar ganz vegan? Aus Umweltsicht sei die vegane Ernährung grundsätzlich die beste, so Klingler. „Aber natürlich nur, wenn man im Rahmen der veganen Ernährung nicht exotische, weit transportierte Früchte und Gemüse isst.“ Je mehr pflanzlich und je regionaler, desto besser. Das schone die Ressourcen am nachhaltigsten, weil damit die Produktion und der Transport viel weniger Ressourcen verbrauche, so Klingler. Ebenfalls eindrücklich das Beispiel von möglichen Handlungsformen: Die von Schweizer Senior*innen eingereichte Klage gegen die Schweiz als Staat, wird diesen Frühling vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte behandelt. Die Senior*innen haben die Schweiz angeklagt, nicht genug für den Klimaschutz zu tun, damit für die vermehrten Hitzewellen mitverantwortlich zu sein, und sie damit in Lebensgefahr zu bringen.

Schüler*innen fragten anschliessend im Plenum nach, ob vegan tatsächlich nicht die beste Ernährung sei (Klingler: „Ja, die Wahl von pflanzlichen Produkten statt tierischen hat den grössten Umwelteffekt – weit vor der Art des Anbaus und der Regionalität. Dies vorausgesetzt, der Mensch ernährt sich nicht von eingeflogenen Lebensmitteln.“), ob die reichen Länder tatsächlich für den grössten Teil der Klimaverschmutzung verantwortlich seien („Pro Kopf belasten wir Schweizer das Klima sehr viel stärker als die Chinesen“) oder ob Klima-Aktivismus nicht schädlich sei („Je nach dem, wie die Öffentlichkeit die jeweiligen Aktivitäten aufnimmt“). Bevor der Greenpeace-Mann die Oberstüfler*innen in die jeweiligen Arbeitsgruppen „Blackout“, „Heizformen für unsere Schule“, „Endlager AKW’s“, „Klima-Aktivismus“ und „Energiesparen“ entliess, appellierte er daran, Studien, Berichte und politische Voten stets kritisch auf deren Absender zu hinterfragen. Denn die Klimapolitik sei sehr stark von Partikularinteressen abhängig und Änderungen würden immer auch Verlierer generieren.

Die Arbeitsgruppen arbeiteten in der Folge effizient und generierten viel Wissenswertes. Man erfuhr, dass es in der Schweiz noch kaum einen schlimmen Energie-Blackout gegeben hat, dass das Problem des Atommülls noch lange nicht gelöst ist und wie die Abkühlung der AKW-Brennstäbe funktioniert. Auf die Frage, ob eine Wärmepumpe, ein Nahwärmeverbund mit der Kläranlage, eine neue Gasheizung oder eine Holzpellets-Heizung die beste Lösung für die Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland ist, wägte die Arbeitsgruppe die Kriterien Investition, Unterhalt, Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit gegeneinander ab und gab einer Wärmepumpe die besten Noten. Zum Energiesparen im Alltag wurden viele Tipps vermittelt: Keine Standby-Stromanschlüsse laufen lassen, weniger lang Duschen, grundsätzlich mehr analog tätig sein und aufs Handy verzichten, Deckel drauf beim Kochen, weniger Kleider kaufen, Kleider nachtragen, LED-Lampen einsetzen, elektrische Wasserkocher verwenden, etc. Beim Thema „Klima-Aktivismus“ stand die Debatte im Zentrum. Im Plenum duellierten sich zwei Zweiergruppen im Pro und Contra unter Zeitdruck. Sie formulierten ihre Argumente, ob extreme Formen wie Krawalle bei Demonstrationen, das Blockieren von Strassen oder das Zerstören von berühmten Bildern ethisch, gesellschaftlich und juristisch legitim sei. Die männliche Gruppe fand „Ja, es werden ja auch permanent Menschenrechte durch das Nichtstun im Klimaschutz verletzt“. Die weibliche Gruppe fand „Nein, mit Gewaltfreiheit und mit Gesprächen erreicht man mehr.“

Andreas Leisi

Informationstag

Informationstag in Wetzikon am 21. Januar 2023

Über 50 interessierte Eltern fanden an diesem kalten Samstagmorgen Ende Januar ihren Weg an unsere Schule. Sie waren vom rechten Zürichsee-Ufer, dem Zürcher Oberland und dem Glatttal der Einladung zum diesjährigen Informationstag gefolgt. Entsprechend gut gefüllt war der kleine Saal, in dem Co-Schulleiter Lukas Wunderlich und das sechsköpfige Informationstag-Team mit Lehrpersonen, Vorstandsmitgliedern und zwei Schülerinnen die Gäste begrüsste. Dies, nachdem die Teilnehmer*innen sich eingangs mit offeriertem Gebäck und Getränken hatten stärken können.

Lukas Wunderlich entführte in seinem rund einstündigen Vortrag die Anwesenden in die pädagogische Welt der Rudolf Steiner Schule Wetzikon. «Es Gschpüri» für die Schule sollten die interessierten Eltern entwickeln können, wie er sagte. Dass die Schule grossen Wert darauf lege, die Fähigkeiten der Schüler*innen vor das reine Wissen zu stellen. Dass im maximal 13-jährigen Bildungsbogen der Fokus primär auf die Entwicklung gelegt werde und dass diese individuell und in unterschiedlichen Tempi erfolgen könne. Dass auch die Äussenräume der Schule Klassenzimmer seien. «Studien haben gezeigt, dass Kinder, die im Kindergarten viel Freispiel geniessen, später überdurchschnittlich gut im Rechnen sind», so Wunderlich. Dass pädagogische Zwischenräume sehr wichtig seien, weil darin die Lehrpersonen die Kinder und Jugendlichen in ihren jeweiligen Entwicklungsschritten auffangen könnten. «Bei uns muss kein Kind vor die Tür, sondern es wechselt einfach den Raum», merkte der Co-Schulleiter scherzhaft an. Lukas wies auch auf organisatorische Massnahmen hin wie die in konzentrierten «Bändern» organisierten Stundenpläne, welche unter anderem kopflastigen Unterricht morgens und handwerkliche Fächer nachmittags vorsehen.

Nach einer kurzen Pause mit einem musikalischen Intermezzo von Schüler*innen und einer Lehrkraft im Foyer, führte das interne Team die Gäste in Kleingruppen durch das Gelände. In einzelnen Schulräumen konnten die interessierten Eltern die Schulatmosphäre erleben. In den Werkräumen zeigte man konkrete handwerkliche und gestalterische Schüler*innen-Arbeiten. Ein Vater war beeindruckt: «Die Zeichnungen einer Schülerin im Foyer waren sehr präzis und ein hergestelltes Messer war perfekt gefertigt.» Im grossen Saal konnten die Gruppen ein Gefühl entwickeln, wie die Auftrittskompetenz vor Publikum konkret gefördert wird. Im Plenum wurden abschliessend weitere Fragen detailliert erörtert und die anwesenden Kinder konnten derweil einem angebotenen Puppenspiel beiwohnen. So klang der Informationsmorgen für alle stimmig aus.

Tanzprojekt Human

Abschlussbericht des Tanzprojektes Human im Rahmen des Inklusiven europäischen Kongresses „Grenzen bewegen“ 15.06. – 18.06.2022 in Zürich

Der Inklusive europäische Kongress liegt seit 3 Wochen zurück und noch immer erreichen mich zahllose Gruss- und vor allem Dankesbotschaften. Das besondere an diesem Kongress war, dass auch wir, die Organisatoren, bei allen Anstrengungen die mit der Vorbereitung und Durchführung verbunden waren, voll des Dankes sind. Wir haben die grosse Fülle, die wir während der Veranstaltungen erleben durften, die vielen kostbaren Begegnungen, die vielen Anregungen und neuen Gedanken und das unglaubliche Erlebnis was möglich ist, wenn Inklusion im besten Sinne gelingt und nicht länger eine unverwirklichte Utopie ist, als ausgesprochen bereichernd erleben dürfen.

 

Einer der Höhepunkte am Kongress war zweifellos das Tanzprojekt Human. Darüber möchte ich Ihnen hiermit gerne einen Bericht geben.

Am 06.06.22 Pfingstmontag nahm die Gruppe, bestehend aus 8 SchülerInnen der RSS Wetzikon, 4 Studierenden der HFH Zürich, 2 Praktikantinnen und 12 Bewohnern vom Hof Wagenburg und Triemenhof (Zürcher Eingliederung) unter der Anleitung von Wilfried van Poppel und seiner Partnerin Amaya die Probenarbeit auf.

Ziel war es als inklusive Gruppe zusammenzuwachsen, um die anspruchsvolle Aufgabe eine 30-minütige Choreographie einzustudieren, zu meistern. Dabei zeigte sich schnell, dass der Kontakt mit den Bewohnern der beiden Höfe dazu angetan war, Barrieren mit Leichtigkeit abzubauen. So wurde die zusammengewürfelte Gruppe bald zu einer homogenen Einheit, in der alle ihren Fähigkeiten entsprechend, vielseitig eingesetzt und in Scene gesetzt werden konnten.

Den beiden Choreographen gelang es in vorbildlicher Weise die Ressourcen der einzelnen Akteure zu erkennen und zu fördern. Dadurch entstand eine Kooperation und eine energetische Dichte, zwischen Menschen mit und ohne Assistenzbedarf, von ausserordentlicher Qualität.

Da der Company der Probenraum in der RSS Wetzikon nur bis zum 11.06.22 zur Verfügung stand, musste die gemeinsame Arbeit bis zum 15.06.22 sistieren, was ein gewisses Risiko darstellte. Würde es gelingen, die komplexen Abläufe nach einer Pause von 4 Tagen wieder zu erinnern und die entstandene Energie wiederzufinden?

Es zeigte sich, dass dies durch die mitreissende Präsenz und die hohe Professionalität der beiden Choreographen möglich war. So konnte am Mittwoch 15.06.22 eine konzentrierte, gelungene Hauptprobe durchgeführt werden, deren Ergebnis sich am 16.06.22 auf die Generalprobe im Volkshaus übertragen liess.

Und dann war es endlich soweit. Am Abend erwarteten die Tanzcompany rund 600 Gäste, die zu dem öffentliche Kulturabend am inklusiven europäischen Kongress gekommen waren.

Die ersten gewaltigen Klänge des musikalischen Werks von Helge Burggrabe ertönten, die Tänzer begannen sich dazu in einfühlsamer, artistischer und dramatischer Weise zu bewegen und es entstand eine Interaktion zwischen den Akteuren, die atemberaubend war. Der Grossteil des Publikums liess sich gleich vom Zauber der Darbietung einfangen und nicht wenige waren im Laufe der 5 Stücke zu Tränen gerührt.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde die Company, verdientermassen, mit stehenden Ovationen gewürdigt.

Wir haben zahlreiche Rückmeldungen im Nachklang auf den Kongress bekommen, in denen die Vorführung als „der“ Höhepunkt aller Veranstaltungen während des Kongresses erwähnt wurde.

Ich bin mir sicher, dass die Schülerinnen und Schüler lange von dem Erlebnis zehren werden. Im besten Falle wird es eine biographische Dimension für sie bekommen.

In diesem Sinne danke ich Ihnen ganz herzlich für die Unterstützung dieses einzigartigen, inklusiven Projektes. Ich hoffe Ihnen mit diesem kurzen Bericht einen kleinen Einblick in ein grossartiges Projekt vermitteln zu können.

Für das Organisationskomitee Udo Pfeil

Ein Mittsommerspiel (25. Juni 2022)

Pan ruft die Naturgeister

Nach einer erfolgreichen Generalprobe und Schüleraufführung am Johannestag, waren die Ränge des Grossen Saals bei der öffentlichen Aufführung am Samstag, 25. Juni 2022 bis auf den letzten Platz gefüllt.

Das Mittsommerspiel von Marguerite Lobeck-Kürsteiner gilt zu Recht als ein «Klassiker». In einmaliger Art und Weise ist es ihr gelungen, das Weben und Leben der Elementarwesen und ihr Wirken als Naturgeister im sommerlichen Geschehen für Aug und Ohr sicht- und hörbar zu machen.

Es gehört zum festen Repertoire der jährlichen Eurythmietheateraufführungen an den Rudolf Steiner Schulen und wird jeweils von der 3. und 4. Klasse aufgeführt. Auch in diesem Jahr hatte Heike Holm-Bertelsen, die an unserer Schule seit mehr als 25 Jahren in der Elementar- und Unterstufe als Eurythmielehrerin tätig ist, die künstlerische Leitung der Aufführung inne. Mit viel Liebe, Geduld und Hingabe hat sie mit über 50 Kindern das Stück einstudiert, was diese mit ihrem freudigen, ausdrucksstarken Spiel dankten.

Nicht nur sprachlich besonders kraftvoll zeigte sich in diesem Jahr «Pan», als Oberhaupt der Elementarwesen überzeugend gespielt von einem Schüler der 11. Klasse.

Nacheinander traten die von ihm am Johannitag herbeigerufen Mücken, Unken, Faune, Nymphen, Sylphen, Zwerge, Gnome, Feuergeister und Salamander auf die Bühne. Das Kommen und Gehen der Naturgeister und ihr Chorgesang zur Musik von Ulrich Stoller wurde ausdrucksvoll von einem Orchester aus Eltern und Freunden, unter der Leitung von Deborah Furrer, umgesetzt.

Einmal mehr ist es allen beteiligten Akteuren gelungen, gemeinsam ein Gesamtkunstwerk aus einer Mischung von Eurythmie, Schauspiel und Musik entstehen zu lassen.

Orchesterprojekt 2022

Karneval der Tiere und mehr…

Am 17. Juni 2022 öffnete sich im Grossen Saal die Manege für den «Karneval der Tiere»

Im, trotz sommerlich heissen Temperaturen, gut besetzten Haus, brachten die 50 SchülerInnen der 5. und 6. Klasse sowie der 5. Klasse der Rudolf Steiner Schule Sihlau mit 18 verschiedenen Instrumenten die Geschichte der Tiere, die sich nach ihrer Trennung von der Arche Noah wiederfinden, zum Klingen. Die wunderbare Musik von Camille Saint-Saëns machte hör- und sichtbar, was sie sich alles zu berichten haben!
Dank des eindrücklichen und humorvollen Erzählens und Schauspiels von Jeannot Hunziker, gab es für alle auch viel zu lachen. Das Besondere: Einige Kinder haben erst vor kurzer Zeit damit begonnen, ihr Instrument zu erlernen und doch konnten alle zusammen an dem Gesamtkunstwerk mitwirken. Zum Abschluss ermunterte Konzertmeisterin Deborah Furrer die Eltern, beim Üben der Kinder ihrer Instrumente, nicht die Geduld zu verlieren. Dass es sich lohnt dranzubleiben, zeigte die Aufführung eindrücklich. Mit seinen Illustrationen hat Fritz Marti, Zeichner aus Bubikon, den «Karneval der Tiere» in lebhafte Phantasiebilder gezaubert. Christoph Waltle von der RSS Sihlau und Deborah Furrer sind sich einig – ein sehr erfolgreiches gemeinsames Projekt der beiden Schulen, das im November diesen Jahre seines Fortsetzung findet! So wird der Karneval der Tiere am Herbstbazarsonntag, 6. November 2022, noch einmal in einer Matinée um 11 Uhr im Grossen Saal zu sehen und hören sein.